KREISVERBAND CUXHAVEN

17.07.2023

Bericht: Wärmewende-wie heizen wir zukünftig?

Wärmepumpen an Mehrfamilienhaus in Cuxhaven

Eine sehr informative und kurzweilige Informationsveranstaltung der Hadelner Grünen fand am 28. Juni 2023 in den Otterndorfer Seelandhallen zum Thema „Wärmewende – wie heizen wir zukünftig?“ statt. Nach der aufgeheizten Diskussion um die Änderung des Gebäudeenergiegesetzes, die nach Meinung des Moderators Hans-Jürgen Klein mitunter auch von parteipolitischen und Lobbyinteressen mit Halb- und Unwahrheiten befeuert wurde, sollten diesmal Unabhängigkeit und Fakten im Mittelpunkt stehen. Hier unser Bericht von den Hadelner Grünen:

 

Deshalb hatten die Veranstalter Herrn Prof. Dr.-Ing. Thomas Juch gebeten, den Vortrag zu halten, der als Leiter der Studienrichtung Gebäudeenergietechnik an der Hochschule Bremerhaven ein ausgewiesener und unabhängiger Kenner der Materie ist. Schnell wurde deutlich, dass der Referent nicht nur im Elfenbeinturm der Wissenschaft zuhause ist, sondern auch mit fundierten Aussagen zu den Herausforderungen der neuen gesetzlichen Regelungen und deren Auswirkungen auf die künftige bauliche Praxis bei Neubauten und bei Maßnahmen im Gebäudebestand aufwarten konnte.

 

Keinen Zweifel ließ Juch an der Notwendigkeit der Energiewende und damit auch der Wärmewende, die als Voraussetzung für Friedenspolitik, für Klimaschutz, die Sicherung des Standortes und der wirtschaftlichen und politischen Unabhängigkeit unabdingbar sei. Die Hauptlast der Veränderungen wird dabei der Stromsektor tragen müssen, weil er die effizienteste Primärenergie ist und über Wind und Solarnutzung die einzige relevante nationale Energiequelle darstellt. Deshalb ist für den Neubau in der Regel eine Wärmepumpe möglichst kombiniert mit einer Photovoltaikanlage eine sinnvolle Lösung und in der Praxis schon häufig Standard.

 

Ein bunteres Bild erwartet Prof. Juch im Gebäudebestand. Häufig würden sicher sog. Hybridlösungen, d.h. Kombinationen aus Wärmepumpe und z.B. einem vorhandenen Gaskessel zum Zuge kommen. Schwer einschätzbar ist, ob sich die Erwartungen in erneuerbare Gase, wie z.B. Wasserstoff, Biound synthetische Gase in absehbarer Zeit erfüllen werden, da hier noch erhebliche technische und wirtschaftliche Herausforderungen zu bewältigen sind. Dass jedes Projekt individuell betrachtet und bewertet werden müsse, werde neben den Trends sicher auch zu einer Vielzahl individueller Lösungen führen, mit denen sich die Forderung nach dem 65-%-Anteil für erneuerbare Energien erfüllen lässt. Zu den Fakten gehört auch, das zwischen 1990 und 2020 national bereits über 40 % der CO²- Belastung reduziert werden konnte. Dies ist im Wesentlichen in den Sektoren Energie, Industrie und Gebäuden und im geringeren Maß in der Landwirtschaft erreicht worden. Lediglich der Verkehrsbereich hat keinen wesentlichen Beitrag dazu geleistet. Um wie geplant bis 2045 die Treibhausgasneutralität zu erreichen, müssen alle Sektoren ihre Anstrengungen weiter verstärken.

 

Einen Flaschenhals für die Energiewende sieht der Referent in der benötigten Infrastruktur, wie etwa den Stromnetzen. Gerade Investitionen in die Energieeffizienz des eigenen Hauses komme deshalb eine besondere Bedeutung zu, da sie die Infrastruktur unserer Energieversorgung entlasten und dementsprechend auch finanziell gefördert werden müssten. Mehr als 50 Teilnehmer/innen an der Veranstaltung haben schon durch ihre Nachfragen während des Vortrages und dann durch die Fragen und Diskussionsbeiträge des anschließenden Austausches zur Lebendigkeit des Infoabends beigetragen. Die Grünen hatten neben der Öffentlichkeit auch speziell die einschlägigen Handwerkerbetriebe, Energieberatung, die kommunale Politik und die Umweltverbände eingeladen. Sie sehen mit dem Verlauf der Veranstaltung ihren Wunsch nach Versachlichung der Debatte und Konzentration auf das Ziel der Wärmewende voll erfüllt.

 

Für den Ortsvorstand: Hermann Kleist, Sabine van Gemmeren